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Streifzüge

The Battle of Midway

Aktualisiert: 5. Jan. 2021

(USA 1942)

Wenn man weiß, dass es zu einer Schlacht kommt, dann kann sich nicht nur das Militär darauf vorbereiten, sondern man kann auch seinen eigenen Propagandaapparat in Stellung bringen, was bisweilen auch bei den Verteilungskämpfen um das eigene Budget einer Teilstreitkraft gewisse Vorteile bringen kann. Nun, der Oberbefehlshaber der amerikanischen Pazifikflotte Admiral Nimitz, dem bis zum Juni 1942 sein japanischer Gegenspieler Yamamoto in die Defensive gezwungen hatte, sah eine gute Chance mit einem überraschenden Störangriff auf eine Operation der Japanischen Flotte das Kräfteverhältnis im Pazifik wieder zugunsten der US Navy zu verschieben. Das Mitlesen der japanischen Funkkommunikation zwischen den einzelnen japanischen Kommandostellen ermöglichte eine genaue Abschätzung des Angriffszeitpunkts und des Angriffsortes. Im Gegensatz zur japanischen Erwartung man müsse eine geschockte US Navy vorsichtig in eine Falle locken um die große Entscheidungsschlacht zu schlagen, die die Amerikaner so demoralisieren sollte, dass sie einem Frieden zustimmen, bei dem man seine Eroberungen in Indonesien (Öl) und China (Kohle und Eisen) behalten könne, brannte diese geradezu darauf, Rache für Pearl Harbor zunehmen und der japanischen Hauptwaffe, den Flugzeugträgern die Flügel zu stützen.

Militärisch war Midway für die Japaner sinnlos, als Flughafen war er zu weit weg von Hawaii und relativ klein. Abgesehen davon, dass sich auf ihm nur eine Station des alten transpazifischen Telegraphenkabel und eine Station im Pan Am Netz für den Chinaclipper (eine Flugbootlinie) befand, diente die Insel den Amerikanern nur als Vorposten für die große wichtige Militärbase Hawaii. Selbst wenn Midway den Besitzer gewechselt hätte, es wäre immer noch in Bomberreichweite von Hawaii gelegen und es wäre mit gut 3000 Kilometer Entfernung von den nächsten japanischen Stützpunkten nur sehr schwer mit Nachschub und Material zu versorgen gewesen, insbesonders weil die japanische Handelsflotte schon mit der Versorgung Japans und seiner Truppen auf den Philippinen und in China und Südostasien leicht überfordert war[1]. Japan brauchte einen schnellen Sieg in einem kurzen Krieg, seine Führung wusste genau, dass es einen langen Krieg gegen die USA nicht gewinnen konnte, deswegen setzte es alles daran, möglichst schnell die amerikanische Flotte vernichtend zu schlagen um Washington an den Verhandlungstisch zu zwingen, eine Strategie die 1906 ja schon gegen das zaristische Russland gewirkt hat. Yamamoto, der sich gegen die Politik seiner Regierung ausgesprochen hatte, und deswegen sogar auf einer Todesliste der japanischen Armee[2] wiederfand, garantierte der politischen Führung, er könne für sechs Monate die Gegenseite militärisch unter extremen Druck setzen, diese Zeit sei aber nur für politische Erfolge zu nutzen. Allerdings ging das ganze bereits am Anfang politisch völlig schief[3], militärisch aber waren nach knapp fünf Monaten aber fast alle Ziele erreicht worden, das einzige was in der nächsten Zeit Japan noch gefährlich werden konnte, waren die Flugzeugträger der US Navy, die durch Zufall am 7. Dezember 1941 nicht im Hafen von Pearl Harbor waren und so nun mühsam einzeln ausgeschaltet werden mußten. Diese, der japanische Geheimdienst ging nur noch von zweien aus, die Hawaii und die Westküste und die Seelinien nach Australien schützen mußte[4], waren jetzt irgendwie in einer schnell geplanten Operation zu stellen und auszuschalten. Leider, und das durften beide Seiten feststellen, ist immer ein großer Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

In der Literatur findet sich regelmäßig der Begriff des „Wunders von Midway“, meistens verbunden mit einem Narrativ, dass die völlig unterlegenen Amerikaner einen vernichtenden Sieg über die zahlenmäßig überlegenen Japaner errungen haben. Wie jeder Mythos, hat dieses Narrativ einen wahren Kern, aber hier überlagern sich mehrere Mythen, die aus den verschiedensten Gründen entstanden sind. Zum einen waren die Japaner nicht so überlegen, wie der Vergleich der Zahl der beteiligten Schiffe es erscheinen läßt (4 Flugzeugträger gegen 3), dafür hatten die Amerikaner mehr und robustere Flugzeuge pro Flugzeugträger, die allerdings nicht so wendig waren. Desweitern hatten sie den Vorteil eines unsinkbaren Flugzeugträgers, der aber gleich am Beginn der Schlacht beschädigt wurde

und seiner Flugzeuge relativ schnell verlustig ging. Dazu kam noch, daß man anbord der US Träger Radar hatte und damit umgehen konnte. Das Hauptproblem der Japaner war neben dem verlorenen Überraschungsmoment eine viel zusehr auf Offensive ausgerichtete Grundhaltung, die dem Erhalt der Kampffähigkeit kein sonderliches Interesse widmete. Dazu zählte neben einem unzureichendem Schutz der Flugzeuge (keine Panzerung für die Besatzung, keine selbstdichtenden Treibstofftanks) auch kein vernünftiges Konzept, wie man Schiffe gegen viele schnelle Flugzeuge schützt. Schiffe kann man mit Flugzeugen auf verschiede Art angreifen. Bomben kommen von oben und lassen Luft ins Schiff, wenn sie an empfindlichen Stellen detonieren können sie Brände auslösen, Torpedos kommen aus dem Wasser, wenn sie explodieren, dann lassen sie Wasser ins Schiff. In beiden Fällen kann das Schiff versuchen, sich aus der Schußlinie zu entfernen. Das funktioniert, auch wenn es die Besatzungen der B17 Bomber des Heeres (stationiert auf Hawaii) etwas anders gesehen haben, ziemlich gut, wenn die Bombe über 4000 Meter über dem Ziel abgeworfen wird, Es funktioniert auch noch, wenn man einen Torpedo 800 Meter vom Schiff entfernt 15 Meter über den Wellen abwirft, wobei hier das Risiko für den Piloten dies nicht zu überleben relativ hoch ist. Aber auszuweichen, wenn ein über 500 km/h schnelles Flugzeug im Sturzflug eine Bombe aus nur 700 Meter abwirft, und 5 Sekunden später das nächste, das geht auf Dauer nicht mehr. In diesem Fall hat die Bomberbesatzung eine relativ gute Chance das ganze zu überleben, sofern man den eigenen Träger findet und der Sprit reicht.

Eine Schlacht zwischen Flugzeugträgern ist immer ein Versteckspiel gegen die Zeit. Die Kontrahenten können sich nicht sehen, wenn der eine den anderen erspäht, dann versucht der entdeckte sich so schnell wie möglich wieder unsichtbar zu machen, in dem man den Späher, in der Regel ein Flugzeug, abschießt oder falls es sich um ein U-Boot handelt, dieses zu versenken oder wenigstens so lange zu beschäftigen, bis man aus seinem Sichtbereich wieder verschwunden ist. Wenn die eigenen Flugzeuge unterwegs sind, dann ist man auf den Kursfest gelegt, an dem man seine Flugzeuge zurück erwartet. Nicht an diesem Punkt zu sein, heißt diese Flugzeuge und ihre Besatzungen ins Wasser fallen zu lassen. In dem Fall ist man waffenlos, Flugzeuge und Besatzungen wachsen nicht an Bäumen und das Ausbilden von Besatzungen kostet Zeit. Wenn sich aber keine Flugzeuge an Bord eines Trägers befinden, können diese aber auch nicht bei einem plötzlichen Angriff in Brand geraten. Und genau das ist den Japanern gegen 10:25 am 4. Juni 1941 passiert.

Nachdem sich der eigentlich geplante massierte Angriff der Amerikaner wegen veralteter Doktrin und verteilter Inkompetenz in mehrere Einzelangriffe aufgesplittert hat, trafen die letzten beiden Angriffe genau zu dem Moment auf die japanischen Flugzeugträger, wo diese gerade dabei waren, selber einen Gegenangriff zu starten und in ihren Hangars aufmunitionierte und aufgetankte Flugzeugen standen, die nur noch darauf warteten, dass sie zum Aufwärmen aufs Flugdeck gebracht hätten werden sollen, wenn das Flugdeck nicht die ganze Zeit über von den eigenen Abfangjägern in Anspruch genommen wurde. Als man die Amerikanischen Sturzkampfbomber erblickte, war es zu spät, diese befanden sich bereits über dem eigenen Verband und begannen nur Sekunden später ihre Luftangriffe. Am Ende des Tages waren alle vier beteiligten japanischen Flugzeugträger versenkt, im Gegenzug gelang es den Japanern noch einen der Flugzeugträger so schwer zu beschädigen, dass er ein paar Tage später zusammen mit einem Zerstörer von einem japanischem U-Boot[5] versenkt wurde. Japan hatte seine Hauptwaffe, eine mobil einsetzbare große Luftflotte verloren. Vorerst bestand Parität, aber im Gegensatz zu Japan waren die Amerikaner in der Lage ihre Verluste relativ schnell zu kompensieren, sie hatten die nötigen Werftkapazitäten und bereits seit 1939 ein gewaltiges Bauprogramm am Laufen, was passend zu einem anderen Dokumentarfilm besprochen werden soll.

Nun, hier geht es um ein filmisches Siegesmonument aus der Feder von John Ford, der selbst vor Ort war, als die Bomben auf den Stützpunkt Midway fielen. Er erzählt die Schlacht genauso wie er nach dem Krieg seine großen Western aus den späten 40ern und 50ern erzählt hat. Sein Zielpublikum war das typische Kleinstädtische Publikum des Mittleren Westens, das er in ein paar Szenen dieses Filmes mit eingesprochenen Kommentaren in die Handlung einbindet.

Auffällig ist vor allem seine thematische Vorwegnahme seines ersten nach Kriegsende 1945 erschienenen Filmes Torpedoboote vor Bataan. Der Film war vor allem eine Richtigstellung der Öffentlichen Meinung, denn das erste öffentliche Kommuniqué sprach nur von einem Sieg, und die ersten Beteiligten der Schlacht, die die Presse in Pearl Harbor interviewen konnte, waren die Besatzungen der Heeres Bomber, die auf Hawaii stationiert waren. Die hatten zwar die Flugzeugträger bombardiert aber keinen einzigen Treffer erzielt und brüsteten sich noch mit der Versenkung eines Schlachtschiffes, was sich dann aber tatsächlich als schnell abtauchendes amerikanisches U-Boot entpuppte. Zwei der japanischen Flugzeugträgerwracks sind in den letzten Monaten gefunden worden.


[1] Man darf nie vergessen, bis jetzt waren die Amerikaner die einzigen die einen U-Bootkrieg tatsächlich erfolgreich geführt und auch endgültig gewonnen haben. [2] Verglichen damit, waren die Streitigkeiten zwischen den Teilstreitkräften in den USA harmlos. Auf dem Dach der Turnhallen der Militärakademie Westpoint steht nur „Sink Navy“. [3] Der Fehler lag an den mangelnden Schreibmaschinenfähigkeiten in der Botschaft in Washington, die die Kriegserklärung erst nach dem Angriff auf Pearl Harbor [4] Den Atlantik und den Indischen Ozean verunsicherten deutsche U-Boote, die zuletzt sogar noch eine Versorgungsbasis auf Indonesien einrichtete [5] Die japanischen U-Bootfahrer sahen es unter ihrer Würde an auf schnöde Handelsschiffe zu schießen


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