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Streifzüge

Under the Skin

Aktualisiert: 5. Juli 2023

(UK 2013)

Worum geht es in diesem Film, das werden sich so manche fragen und Jonathan Glazer macht es dem typischen SF-Kinopublikum, das einen klaren Plot erwartet, sehr schwer. Hier gibt es kein irgendwie halbwegs verständliches Ziel, dem der Held, die Waffe schwingen, entgegen fliegt. Dafür gibt es ein paar Tote, die in Schottland auftauchen. Mehrere Tote, geht es um einen Serienkiller? Eher nicht, auch wenn man durchaus an den zweiten Men in Black Film denken kann, und die Hauptdarstellerin in ihrer ersten Szene ein klein wenig Arnold Schwarzenegger im zweiten Terminator zitiert. Hauptdarstellerin, womit wir beim Hauptargument für dieses hier beschriebene Publikum wären. Scarlett Johansson spielt dieses fremdartige Wesen, das in Schottland auf Männerjagd geht. Was sie sucht, bleibt unklar, sie hat einen ebenso fremdartigen Partner, der sie vielleicht führt, vielleicht aber auch nur beobachtet, und hinter ihr aufräumt. Die beiden stehen in Kommunikation, der wir aber nicht folgen können, jedenfalls gabelt sie alleinstehende Männer auf. „Wann hast Du zum letzten Mal jemanden berührt“ fragt sie einen von einer Hautkrankheit verunstalteten Mann, der so wird es impliziert, genauso fremdartig ist wie sie, und diese Begegnung scheint in ihr etwas zu ändern, sie versucht sich in die Menschen herein zu versetzen. Jetzt ist sie nicht mehr der Köder für die von ihr aufgegabelten Männer, die dann irgendwie in einem schwarzen flüssigem Nichts verschwinden, wo dann nur noch ihre leere Haut davon schwebt, sondern ein partizipierender Beobachter, der versucht nicht nur menschenähnlich sondern ein echter Mensch zu sein. Nicht nur für sie ist das unangenehm[1]. Als sie dann am Ende plötzlich selbst zur gejagten wird, widerfährt ihr das genretypische Schicksal von außerirdischen Monstern.

"I've got you under my skin“ ließ Cole Porter Virginia Bruce in Zum Tanzen geboren singen, und was hier geschieht geht unter die Haut. Scarlett Johanssons namenloses Wesen steht in der Tradition eines Species-Monster, der Film aber lässt sich in keinster Weise mit Das Ding von einer anderen Welt vergleichen, eher noch mit der Starchild-Episode aus 2001, in seiner Gesamtheit ist es ein Autorenfilm, der visuell ins Psychedelische wie Der Höllentrip geht. Dass es hier im Film um Fremdartigkeit geht, wird zum einen durch den für nicht britische Ohren ungewöhnlichen schottischen Akzent der Menschen als auch den Linksverkehr[2] auf den Straßen signalisiert. Manche Kritiker sehen diesen Film als Kritik an männlichen Verhaltensweisen, vielleicht haben sie recht und das war der Grund warum er an den Kinokassen trotz einem Superstar in der Besetzungsliste nicht sonderlich erfolgreich war, aber für Autorenfilme war er da herausragend. Hier erzählen die Bilder (Kamera Daniel Landin) und Tonspur (Filmmusik Mica Levi) zusammen eine Geschichte, die mit der Vorlage von Michel Faber[3] nur noch wenig gemein hat.


[1] Irgendwo glaubte irgendwer er müsse sparen. Und selbst sie braucht eine Taschenlampe um sich das besser anzusehen.

[2] Gut, den gibt es auch noch in Australien, Südafrika und Japan, trotzdem mir als Kontinentaleuropäer ist diese Tatsache noch nie so filmisch unter die Nase gerieben worden wie hier.

[3] Die Grundidee seines Buches ist eigentlich aus einer Folge der Twilight Zone.


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