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  • Streifzüge

Blaubarts Achte Frau

(USA 1938)

Es war einmal ein Pyjama, den brauchten zwei Menschen als Ersatzteil. Und da das in einem Lubitsch-Film passierte, wurden beide glücklich und ein Paar. Aber da es, wie gesagt ein Lubitsch-Film ist, kann dies nur der erste komische Teil der ganzen Komödie seien. Lubitsch ist, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht, ein Realist. Und im Gegensatz zu Edward Dymtryk ist er nicht so verbittert misogyn[1], sondern steht mit Humor auf der Seite der Frauen. Am Ende ist es Gattin Nummer Acht gelungen, ihren millionenschweren Ehemann, den sie mit dem halben Pyjama geangelt hat, zu zähmen. Lubitsch mag es, sich über Hierarchien lustig zu machen, und bereits die erste Szene im Geschäft, wo Nicole De Loiselle (Claudette Colbert) in einem Kaufhaus für ihren Vater (Edward Everett Horton), einen verarmten Adeligen eine neue Pyjamahose, die alte ist völlig verschlissen, kaufen möchte auf den Multimillionär Michael Brandon (Gary Cooper) trifft, der nur ein Pyjamaoberteil erwerben möchte „Niemand trägt Pyjamahosen“ und deswegen telephonisch bis zum Eigentümer geht, der dann zu Hause am Telephon offensichtlich auch nur ein Oberteil tragend diesem Wunsch als Blödsinn abschlägt ist ein Traum, ähnlich des ungeplanten Frühstücks aus seinem Smiling Lieutenant, sinnigerweise auch mit Claudette Colbert. Doch wenn man den geangelten Fisch dann genauer betrachtet, fallen einem die Mängel auf, der hier war bereits siebenmal am Haken und ging dann jedes mal wieder zurück in den Teich. Man kann das als spezielle Rücksichtnahme auf die Zensurvorschriften des Productioncode sehen, der außerehelichen Geschlechtsverkehr auf der Leinwand nicht zuließ, man denke nur an die Verwicklungen die im Miracle at Morgan's Creek nötig waren, um die ungeplante Schwangerschaft dann doch auf der Leinwand legal zu machen, aber so entschied sich Lubitsch für seriellen Monogamismus.

Doch mit den Zensoren hatte Lubitsch immer sein Hühnchen zu rupfen, genauso mit Psychiatern und das Publikum kann sich immer ob des Buches von Charles Brackett und Billie Wilder [2] lachend zurücklehnen, ob nun wegen durchgedrehter Börsenspekulanten oder buchstabensuchenden Privatsekretären.

[1] Ja Dymtryk hatte mit seinem 1972er Blaubart offensichtlich Spaß am Drehen.

[2] Und Billie Wilder hat sehr viel bei Lubitsch gelernt, auch wenn sein oft beschriebenes gescheitertes Interview bei Sigmund Freud vielleicht doch nur gut erfunden war.

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