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  • Streifzüge

Chasing Rainbows

(USA 1930)

Was soll man zu einem Film sagen, den heute kein Mensch mehr komplett gesehen hat, aber dessen Musik wirklich jeder kennt? 1929 hatte sich MGM mit Der Broadway Melodie dem Tonfilm zugewandt und brauchte nun für die Stars dieses Films, Bessie Love und Charles King, ein neues Vehikel, einen Film passend für die Winterzeit, der ein wenig an das Kriegsende zum 11. November 1918 erinnern sollte, und dabei eine kleine Träne ob des Leides mit Fröhlichkeit kombinieren sollte. Natürlich musste ein derartiger Film multimedial vorbereitet werden und dazu zählte auch die Musik. Und genau einer der Songs aus diesem Film wurde zum Schlager. Bandleader George Olsen[1] hatte im Rahmen der Medienkampagne den Song Happy Days are Here Again im Hotel Pennsylvania[2] zu einem Schlager gemacht, als im Oktober 1929 der Börsencrash die große Weltwirtschaftskrise auslöste. Die Dreharbeiten für die großen Nummern des Filmes inklusive Tonaufzeichnung, waren da aber schon seit Ende August 1929 abgeschlossen. Trotzdem konnte man den Ton noch in ein paar anderen, weniger aufwändigen Szenen ändern, was dann zu Retakes und einem Verleihstart erst im Februar 1930 führte. Leider ist das Farbfilmmaterial 1965 bei einem Brand in einem Filmlager zerstört worden und es existierten keine Schwarzweißkopien des kompletten Films fürs Fernsehen mehr, etwas was immerhin Die Broadway Melodie und Hollywood Revue vor der völligen Vernichtung gerettet hat. Der Film ist heute zwar sogar auf DVD und Blu-ray käuflich zu erwerben, allerdings bekommt man nur das Schwarzweißmaterial, das dann plötzlich abrupt abbricht, weil eben das große Finale im nicht ganz so strahlenden Two-Strip-Technicolor durch eine einfache erklärende Texttafel ersetzt werden musste. Vielleicht findet sich noch irgendwo in einem ehemaligen Kino oder einer falsch beschrifteten Filmdose noch das Material, da aber MGM überwiegend mit Lichtton gearbeitet hat, sind die Chancen, dass die Tonspur getrennt überlebt hat, gering[3].

Happy Days Are Here Again ist im deutschen Sprachraum als Wochenend und Sonnenschein bekannt geworden, es war die erste Plattenaufnahme der Comedian Harmonists, eines Gesangssextett, dass auch in vielen UFA-Tonfilmoperetten mitgewirkt hat[4], bis der Rassenwahn der Nazis drei Mitglieder aus Deutschland vertrieb.

[1] Auch zu hören auf Whoopee!.

[2] Telefonnummer immer noch 212 Vorwahl von Manhattan – 736 5000, und das 73 war bei der alten mündlichen Vermittlung eben Pennsylvania, P und E – 7 und 3. Und dann ist klar, woher der alte Glenn Miller Hit seinen Namen hat.

[3] Auch hier freut sich das Vitaphone Projekt immer um Unterstützung.

[4] Von den Die Drei von der Tankstelle bis zu Bomben auf Monte Carlo.

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