(Deutschland 1931)
Manchmal haben Filme eine auffällige Besetzung, die eigentlich gar nichts dafür kann, dass sie in diesem Film gelandet ist, dabei kennt man die großen Namen eigentlich alle. Hans Albers, Heinz Rühmann, Peter Lorre, Anna Sten, die Comedian Harmonists und Kurt Gerron. Moment, Anna Sten, den Namen habe ich doch mal bei Cole Porter gehört, werden jetzt doch ein paar fragen, und die haben völlig recht. Anna Sten wurde gleich nach diesem Film nach Hollywood geholt, wo ein Produzent, Samuel Goldwyn, glaubte, er habe eine weitere Garbo entdeckt und dann doch an ihrem europäischem Akzent verzweifelte[1].
Die Vorlage für diese Tonfilmoperette war ein Buch, dass nur ein paar Jahre vorher unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der alten k.u.k. Monarchie geschrieben worden war und sich ein wenig über die alten höfischen Gewohnheiten des alten Europas und die gute alte Kanonenbootdiplomatie lustig machte[2]. Ernst Lubitsch fischte genauso erfolgreich in den gleichen Gewässern, er hatte ja 1930 Monte Carlo und 1931 The Smiling Lieutenant auf die Leinwand gebracht, und ein anderes Plotelement verwendete er in seiner Version der Lustigen Witwe 1934.
Hier aber unter der Regie von Hanns Schwarz spielte Hans Albers auf seine unnachahmliche Art den Kapitän eines Kriegsschiffes, der, als er das Geld für den Sold seiner Besatzung in der Spielbank von Monte Carlo verspielt hat, dieses mit der schweren Artillerie seines Schlachtschiffes zurück fordern möchte. Dass seine Königin (Anna Sten) ebenfalls an Bord und nicht nur ihm sondern auch seinem ersten Offizier (Heinz Rühmann) den Kopf verdreht hat, stört ihn da nach alter Operettentradition, Jacques Offenbachs Großherzogin von Gerolstein lässt grüßen, nicht im geringsten. Peter Lorres Schiffskoch dient da eigentlich nur als Stichwortgeber, im Gegensatz zu Kurt Gerron als verantwortlicher Casinomanager, der dann ob der angedrohten Gewalt, gleich in Schutzhaft genommen wird – eine unerwartete Vorwegname des persönlicher Schicksals für den nominellen Regisseur von Theresienstadt.
Ida Wüst spielt eine Hofdame, die ein wenig an Dot Matrix in Mel Brooks Space Balls erinnert.
Der Film wurde, von ein paar Außenaufnahmen zur See abgesehen, völlig in Babelsberg gedreht, Erich Kettelhut schuf die Bauten, die den damals in Deutschland verfügbaren Linienschiffen[3] der Deutschland- und der Brauenschweig-Klasse entsprachen. Hätte sich die Deutsche Hochseeflotte nicht im Juni 1919 in Scapa Flow selbst versenkt, hätten die nur unwesentlich jüngeren Schlachtschiffe der Nassau-Klasse die Chance auf eine Galapremiere mit den Comedian Harmonists gehabt[4]. Ein belgischer Comicautor lies sich von diesem Film natürlich auch inspirieren.
[1] Youtube:Anything Goes-natürlich vom Komponisten selbst gesungen
[2] Bereits in den Titelkarten ganz zum Beginn des Films wird durch eine Kleinigkeit auf den Balkan verwiesen – das dort dargestellte Kriegsschiff hat wie die letzten österreichischen Schlachtschiffe Drillingstürme, die sich zu diesen Zeitpunkt nur noch bei den sowjetischen Ganguts und den beiden britischen 40,6 cm Neubauten HMS Nelson und HMS Rodney fanden. Eines der österreichischen Schlachtschiffe wurde noch im November 1918 an das neugegründete Jugoslawien übergeben und gleich am nächsten Morgen von italienischen Kampfschwimmern, die von der Staatsneugründung nichts mitbekommen hatten, versenkt.
[3] Zum Begriff und der filmischen Repräsentation dieser siehe Panzerkreuzer Potemkin.
[4] und vielleicht hätte es nie ein Drittes Reich gegeben. Man darf ja noch träumen.
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