(Frankreich 1945)
„Ich werde mich rächen“ verspricht die Hauptdarstellerin am Beginn des Filmes, wenn sie feststellt, dass die Gefühle ihres Freundes, mit dem sie in einer offenen Beziehung lebt, sich für sie abgekühlt haben. Die Vorlage für diesen Film von Robert Bresson war da schon fast 150 Jahre alt, konnte aber immer noch gut in die Oberschicht Frankreichs der frühen 4. Republik übertragen werden. Männer waren (und sind) immer noch sehr verletzlich, wenn es um die Vorgeschichte ihrer Partner geht, und Helene (Maria Casares) kennt ihren Jean (Paul Bernard) ziemlich gut. Deswegen verkuppelt sie ihn mit Agnes (Élina Labourdette), einem Mädchen, was eigentlich zum Ballett der Oper wollte, aber nur als Tänzerin in einem Nachtclub arbeitet. Dass sie nebenbei ihren Körper verkaufen muss, um sich und ihre Mutter durchzubringen ist ihr Geheimnis, das Jean nie erfahren darf. Helene weiß dies und sorgt dafür, dass sich Jean in das Mädchen aus „bester Familie“ verliebt.
Agnes weiß, dass sie und Jean manipuliert werden und sieht in ihrer Liebe für Jean nur einen einzigen Ausweg – ihren eigenen Tod. Bresson erzählt diese Geschichte Diderots (Jacques der Fatalist und sein Herr) in seinem typisch lakonischem Stil, den er auch in seinen anderen Werken wie Engel der Sünde oder später Ein zum Tode Verurteilter ist Entflohen gezeigt hat. Hier allerdings hatte er die Möglichkeit mit professionellen Schauspielern zu arbeiten. Der Star des Filmes ist Maria Casares, die zuvor noch für Marcel Carne in seinen Kinder des Olymp vor der Kamera stand. Die Dreharbeiten für diesen Film begannen noch 1944 in Paris, als die Stadt noch deutsch besetzt war, was vielleicht auch die zurückhaltenden Kostüme erklärt.
Verglichen mit Roger Vadims Gefährlichen Liebschaften ist dies die bei weitem bessere Umsetzung eines Stoffes aus der Zeit kurz vor der französischen Revolution. Henri-Georges Clouzot nahm sich ein paar Jahre später mit Manon eines weiteren Werkes dieser Zeit an.
Achtung – es existieren deutsche Fassungen, bei denen knappe zwei Minuten geschnitten worden sind – erst die derzeit von Arte gesendete Fassung hat diese Szenen mit Untertiteln ergänzt.
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