(USA 1933)
Busby Berkeley kam 1932 für einen Film als Choreograph zu Warner, und dieser Film schlug ein wie eine Bombe. Das Studio hatte ihn geholt, da es wußte, dass er der beste Mann für diese Aufgabe war. Was es sich nicht erträumt hatte, war, dass hier jemand das Genre Musical stilistisch neu erfunden hatte, und so folgten dem ersten Film gleich mehrere ähnliche mit den gleichen Schauspielern – der Vorteil industrieller Produktion auch im Kreativbereich. Dick Powell als jugendlicher Liebhaber (und guter Sänger), Ruby Keeler als seine Angebetete (und Tänzerin, die auch Singen kann) und was sonst gerade im Drehplan verfügbar war. Hier war es zum zweiten mal Joan Blondell, die zusammen mit dem Hauptdarsteller James Cagney zu den großen urbanen Stars die den modernen urbanen Appeal des Studios ausmachten gehörten.
Cagney in einem seiner wenigen Musical Auftritte ist hier ein Bühnenproduzent, dessen Produkt durch den Strukturwandel in der großstädtischen Unterhaltungsindustrie durch den Tonfilm mit seinen Musicals überflüssig geworden ist und nun eine neue Lücke für sich gefunden hat und in Massen produzierte Bühnenvorspiele für größere Filmpaläste produziert[1]. Als solcher muss er fast im Wochentakt eine neue Produktion erstellen und auf Tournee schicken und er ist nicht der einzige der da in diesem Geschäft ist.
Man kann Busby Berkeley als geistigen Vater des Videoclips ansehen, und seine großen Filme für Warner Brothers sind auch nur Revuen, bei denen seine Produktionsnummern die Attraktion sind und nicht die einzelnen Stars, sozusagen eine demokratische Form des Musicals. Busby Berkeley feuert hier politische Breitseiten gegen den Individualismus eines Fred Astaire oder Bing Crosby ab indem er das Studio in seiner Ausnützung des vorhandenen Menschenmaterials perfekt unterstützt.
Doch die Mühen haben sich hier finanziell nicht ganz rentiert. Dieser Film spielte zwar 1,8 Millionen Dollar an den Kinokassen ein, kostete aber das dreifache, was eine kleine, normale Produktion mit James Cagney und/oder Joan Blondell gekostet hätte, die erfahrungsgemäß knappe 2 Millionen eingespielt hätten. Cagney, der aber seine Karriere als Tänzer im Chorus Broadway begonnen hat, konnte diese Fähigkeiten hier als Einspringer auf der Bühne in einer patriotischen Nummer, die nicht nur die US-Navy sondern auch die damals gerade noch nicht als verfassungswidrig erklärte Wirtschaftspolitik und den Präsidenten Franklin Delano Roosevelt[2] verherrlichte, präsentieren. Für eine andere Produktionsnummer verwandelte das Studio eines Ateliers in ein gewaltiges Schwimmbad, in denen die Chorusgirls ihre Formationen schwammen, etwas was Busby Berkeley erst wieder in den 1940ern für die Schwimmerin Esther Williams bei MGM als Ausgangspunkt seiner Produktionsnummern verwendete. Dass in der Rahmenhandlung natürlich auch auf die Probleme der Wirtschaft mit Korruption und Nepotismus eingegangen wird ist für das Studio zu dieser Zeit selbstverständlich, genauso wie einige Anspielungen an die damals nicht sonderlich effektive Zensur[3].
[1] Diese Prologe gab es tatsächlich – Fanchon und Marco haben sie bis zu zweiten Weltkrieg produziert.
[2] Gerüchte bestehen, dass für die französische Fassung das Bild von FDR durch General Foch ersetzt wurden, allerdings findet sich im AFI-Katalog F3 kein Hinweis auf eine eigene französiche Fassung.
[3] Dass einige der auf der Bühne dargestellten Personen Sex-Worker sind, ist sonnenklar und der Zensor wird vom Komiker Hugh Herbert – man denke an seinen ineffektiven Detektiv in Hellzapoppin' – gespielt.
IMDB Link: https://www.imdb.com/title/tt0024028/
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