(USA 1934)
Wie weit kann man mit einer Revueoperette[1] gehen? Wie muß sie überhaupt aussehen? Seit 1930 war man bei MGM mit Revuen eigentlich immer auf die Nase gefallen. Aus dem Monsterprodukt March of Time waren nur Fragmente übrig geblieben, die man, um sie nicht als Totalverlust abschreiben zu müssen, irgendwo auf Teufel-komm-raus interpoliert werden mussten[2].
Trotzdem versuchte man auch wieder auf den Musicalzug aufzuspringen, nachdem RKO und Warner diesen auf ihre Art wieder gestartet hatten.
Aber viele Köche verderben den Brei, heißt es, und wer für diesen Film am Ende wirklich verantwortlich war, war auch schon damals nicht mehr allen Beteiligten klar. Teile der Dreharbeiten liefen zeitgleich mit denen zu Dancing Lady, einzelne Nummern waren schnell abgedreht, aber einen großen, stabilen Faden zum Aufhängen der einzelnen geplanten Nummern gab es nicht. More Stars than in Heaven, Mehr Sterne als am Himmel, war eigentlich das übliche Werbemotto von MGM, doch von den großen Stars sieht man hier keinen einzigen[3], die einzigen großen Namen die man sieht, gehören zu Filmstars, deren Filme von MGM damals vertrieben worden sind, Laurel und Hardy und Disneys Micky Mouse. Der Faden, an dem der ganze Film hängt, ist ein Traum von Jimmy Durante, der sich mit einem Konkurrenten einen Bieterwettkampf um erschwindelte Löwen[4] liefert. Dazu stolpern noch ein neureicher Ölmillionär (Charles Butterworth), seine Frau (Polly Moran) und deren Tochter (June Clyde) samt Verehrer (Eddie Quillan) durch die Handlung.
Und wie es sich für eine zünftige Revue gehört, gibt es noch einen großen Chorus, wo es sich auch MGM nicht nehmen lässt, möglichst viel Haut, ohne wirklich etwas zu zeigen, zu präsentieren. Ja, auch hier kamen Jimmy Durante und Jack Pearl ohne strategisch platzierte Wasserstrahlen wie in Meet the Baron aus.
Neben den großen Musiknummern im ersten Viertel dieses nicht einmal 70 Minuten langen Filmes, bleibt nur die Szene mit Laurel und Hardy und einer gewagt bekleideten Lupe Velez in Erinnerung. Diese Szene mit den rohen Eiern hat es in mehrere Kompilationsfilme und Dokumentationen geschafft. Frances Williams hat eine beeindruckende Stimme, leider gibt es kaum Filme mit ihr, sie war mehr auf den Broadway Bühnen zu erleben, der kleine Sänger in Feelin' High ist Harry Barris, einer der drei Rhythmboys, der bei Weiten nicht so erfolgreich war wie Bing Crosby.
[1] Sorry, Herr Pigor, hier passt der Begriff noch besser als bei ihrer letzten großen Produktion am Gärtner. Dazu ist der Kästner-Stoff viel zu robust.
[2] Zum Beispiel für den deutschen markt in Wir schalten um nach Hollywood oder in der US Produktion From Broadway to Hollywood, in etwa im ähnlichen Stil wie in Plane Nuts. Und Ted Haley und seine Three Stooges sind hier natürlich auch mit dabei.
[3] Für Jean Harlow war extra ein Song namens Prayer (Gebet) eingeplant gewesen, aber die gesamte Nummer wurde gestrichen, und dem Song ein neuer Text gegeben. Blue Moon deckt den Stimmumfang von Jean Harlow ab.
[4] Diesen Aufhänger für einen Precodefilm verwendete auch Columbia für sein So This is Africa. Johnny Weismuellers Tarzan hatte einen großen Eindruck in der Filmindustrie hinterlassen.
Comments