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Streifzüge

Im Zeichen des Kreuzes

(USA 1932)

Cecil B. DeMille war bekannt für seine Bibelfilme. Bereits zu Stummfilmzeiten brachte er in seinen Filmen, ob Melodram oder Tragödie eigentlich immer ein biblisches Gleichnis unter, was wohl auch an seiner Herkunft aus einer neuenglischen Prediger und Unternehmerfamilie lag, sein Vater war Geschäftspartner von David Belasco[1] und erfolgreicher Dramatiker. Mit diesem Hintergrund war es beinahe selbstverständlich, dass auch Cecil B. DeMille beim Film landen musste, genauso wie diese auch das Spektakel als Selbstzweck inszenierten. Und wo kann man Spektakel am besten mit einer wahren christlichen Botschaft kombinieren, natürlich mit einem Film über die Christenverfolgungen im alten Rom. Nachdem er bereits zu Stummfilmzeiten das erste mal Die Zehn Gebote und die Passionsgeschichte als König der Könige verfilmt hatte, wandte er sich nach ein paar weniger erfolgreichen Filmen, darunter Madam Satan, wiederum der römischen Zeit zu. Und auch die Besetzungsliste ist spektakulär, Charles Laughton als Kaiser Nero, Claudette Colbert als dessen Gemahlin Poppea, Frederic March als Stadtpräfekt von Rom und Elissa Landi als die christliche Sklavin, in die er sich verliebt hat, sind die Hauptrollen, in kleineren Rollen fanden sich viele Schauspieler, die gerade während der Weltwirschaftskise nicht so gefragt waren, dafür sparte DeMille an den Sets, die zum großen Teil noch von vorhergehenden Produktionen stammten, auch so kann Nachhaltigkeit erzielt werden. Aber nicht so sehr die christliche Botschaft, dass man seine Feinde lieben soll, steht im Mittelpunkt dieses Filmes, sondern das Spektakel der Sünde, dass man zu erdulden hat. Sei es nun eine Verführung durch eine römische Orgie[2], ein Bad in Eselsmilch[3], mit auf den Bruchteil eines Zolls genau abgemessenen maximalen Füllstand des Beckens oder einem nachgestelltem Großspieltag in der Arena mit den Helden als Hauptdarstellern.

Dass dies bei der katholischen Kirche nicht so gut ankam, war DeMille klar, aber für ihn brauchte es ein sichtbares Gegengewicht, um die moralische Botschaft, die nun eben nicht sonderlich spektakulär visuell darstellbar ist, dem breiten Publikum zu vermitteln. Auf die erste Frage, ob er denn etwas an seinem Film ändern würde, antwortete er noch mit „keine verdammte Einstellung“, es hagelte aber Proteste bei der Filmzensur, worauf der Film nach dem Scharf schalten des Hayes-Office unter Joseph Breen im Sommer 1934 keine Freigabe für weitere Aufführungen erhielt. 1944, während des zweiten Weltkrieges, als alliierte Truppen auf Rom vorstießen, entschied sich aber DeMille einer Anpassung an die jetzt gültigen Zensurvorschriften vor zunehmen und alle so interessanten Precodeelemente zu entschärfen, eine Gleichstellung zwischen Adolf Hitler und Kaiser Nero bei der Suche nach Sündenböcken für eine Katastrophe und den resultierenden Juden und Christenverfolgungen liegt nahe. Zum Glück blieb das Originalnegativ dieses Filmes erhalten, dafür ist die 1944er Version, die mit Bombern über Rom beginnt, heute kaum noch erhältlich, ob aber die Originalversion noch lange verfügbar seien wird, ist bei den in der Arena gezeigten Szenen fraglich, da stecken doch eine Reihe von heute wieder schwerverdaulichen Stereotypen und Bilder drinnen. Mitchell Leisen sorgte für die Bauten und Kostüme, Karl Struss bannte das ganze auf das Celluloid. Beide sollten auch selbst noch für die Regie in eigenen Filmen Verantwortlich zeigen, Struss' Die Mumie ist hier schon besprochen.

[1] Nach dessen Vorlagen Puccini sein Madama Butterfly und Das Mädchen aus dem Goldenen Westen schrieb.

[2] Richard Barrios schreibt in seinem Buch A Song in the Dark von lesbian performance art, bzw. DeMilles Version von dieser, wenn er auf diesen Film bezug nimmt.

[3] Eselsmich war es nur für die Presse. Tatsächlich war es in Wasser gelöstest Milchpulver (nicht radioaktiv belastet), was aber trotzdem nach ein paar Drehtagen unter dem Licht der Scheinwerfer dann doch wie Milch sauer wurde und sehr zum Leidwesen von Claudette Colbert zu stinken begann. Ob die sechstägige Drehdauer dieser Szene damit zu hat, dass DeMille keinen Blick bei einem besonders tiefen Wellental erhaschen konnte, bleibt offen.

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