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  • Streifzüge

Jung und Unschuldig

Aktualisiert: 9. Aug. 2021

(UK 1937)

Alfred Hitchcock hatte ein großes Thema, dass sich durch fast alle seine Filme durchzog, ein Mensch wird in ein Verbrechen verstrickt und muss gegen alle möglichen und unmöglichen Widerstände seine Unschuld beweisen. Meistens bekommt er nur von einer einzigen Person Hilfe, die aus irgendeinem Grund an seine Unschuld glaubt. In diesem Film findet bereits in der zweiten Szene ein Mann, Robert Tisdall (Derrick De Marney), eine tote Frau am Strand und wird bereits in der dritten Szene als Tatverdächtiger verhaftet. Er kannte die Tote und wurde von anderen Strandbesuchern gesehen, wie er sich schnell vom Fundort entfernte, um auf dem schnellsten Wege Hilfe zu holen. Dass das Opfer ein unglücklich verheirateter Filmstar war, macht ihn in den Augen der örtlichen Polizei erst recht verdächtig. Aufgrund einer Unachtsamkeit der örtlichen Polizei kann er entkommen und die Tochter (Nova Pilbeam) des ermittelnden Polizisten von seiner Unschuld überzeugen. Am Ende des Filmes wird der wahre Schuldige überführt und der Polizist bekommt einen Schwiegersohn[1].

In Erinnerung bleibt bei diesem Film aus unerfindlichen Gründen (subjektive Feststellung) der Titelsong, der den Täter benennt, die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin und eine lange Kamerafahrt, die den Täter an seinem nervösen Zwinkern unter seiner Maske verrät. Hitchcock definierte Spannung durch die Wissensdifferenz zwischen Publikum und Protagonisten. Das Publikum weiß seit der ersten Szene, dass der Täter ein nervöses Zwinkern unter Stress zeigt, und es wird noch ein paar Mal im Laufe des Filmes erwähnt, aber vor der Kamerafahrt weiß das Publikum, dass die Protagonisten gleich von der Polizei auf ihrer Tätersuche unterbrochen werden und sie eigentlich keine Chance mehr haben.

Ähnlich wird es auch dem heutigen Publikum mit diesem Film gehen, denn der hat für die heutige Zeit ein großes Manko – der Täter trägt am Ende des Filmes Blackface. Und dem dadurch resultierenden möglichen Shitstorm will sich keiner mehr aussetzen[2], die Fähigkeiten Ambivalenzen auszuhalten sind in einer ideologisch aufgeladenen Zeit nicht mehr vorhanden.

[1] Dem Blick von Nova Pilbeam am Ende fehlt allerdings noch die Doppelbödigkeit des Verhaltens einer Jessica Royce Landis in Über den Dächern von Nizza und die freudsche Symbolik der Schlusseinstellung von Der Unsichtbare Dritte. Nicht umsonst lief der Film in den USA als „The Girl was Young“

[2] Siehe die Besprechungen zu Whoopee! und der dahinter stehenden Ideologie in Sein oder Nicht sein.

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