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  • Streifzüge

Rififi

(Frankreich 1955)

Wie dreht man einen äußerst erfolgreichen Film, der auch noch künstlerisch besonders wertvoll ist?

Jules Dassin konnte darauf nur eine Antwort geben, in Hollywood war er auf der berüchtigten Blacklist gelandet, wie so viele anderen auch, aber im europäischen Exil gab es Arbeit für ihn. Eigentlich sollte Jean-Pierre Melville diesen Roman von Auguste Le Breton verfilmen, aber der steckte erstmal zurück, seinen ersten Gangsterfilm 3 Uhr Nachts brachte er ja erst 1956 in die Kinos, und Dassin hatte seit 1950 keinen Film mehr drehen können. Aber Dassin konnte mit dem Stoff über einen Einbruch und die tödlichen Folgen persönlicher Gier im Kollektiv der Einbrecher erstmal nicht viel anfangen, da es um Konflikte zwischen verschiedenen Ethnien aus dem Großfrankreich der 4. Republik[1] und auch um Nekrophilie ging. Den Vorschlag, aus der einen Gangstergruppe Amerikaner zu machen, lehnte er dann aber als zu offensichtlich ab, aber in 6 Tagen existierte ein Drehbuch, das dann günstig verfilmt werden konnte. Einen italienischen Schauspieler für den italienischen Gangster konnte er aus technischen Gründen nicht bekommen, also übernahm er diese Rolle selbst[2]. Und der Film gewann dann auch noch die Goldene Palme in Cannes, was sicherlich an der Einbruchszene in das Juweliergeschäft liegt, in dem man über ein knappes Viertel der Laufzeit des Films kein Wort und keine Musik hört, nur die Geräusche des Einbruches. Filmkomponist Georges Auric schrieb zwar, entgegen Dassins Wunsch eine Musik für diese Szene, doch als er die Szene mit und ohne Musik gesehen hatte, erkannte er, dass Dassin Recht gehabt hatte.


Heute ist Rififi ein Begriff für einen gut geplanten und durchgeführten Einbruch[3], aber eigentlich bezeichnet der aus dem Slang der Soldaten des 1. Weltkrieges stammende Begriff einen brutalen Streit, wie hier um die Beute oder auch die Kampfzone.

In Deutschland war der Film 1955 zuerst erlaubt, da er nach Ansicht des Gremiums Berufsverbrechern nichts neues erzählt, dem Amateur aber nicht die benötigten Geräte um das im Film gezeigte umzusetzen zur Verfügung stehen. Eine mediale Entrüstung seitens konservativer Politiker führte zu keiner Änderung des Status, dennoch ist die in Deutschland vorliegende Synchronfassung durch den Verleih um gute 8 Minuten gekürzt worden, ein Pokerspiel, eine Beerdigung und ein paar Telephongespräche.

[1] Seit dem zweitem Kaiserreich war Algerien integraler Bestand Frankreichs, etwas was sich erst in den späten 1950ern durch viel vergossenes Blut ändern sollte.

[2] Allerdings unter einem Pseudonym.

[3] Auch Melville setzte seine Version eines solchen Einbruches in dem Film Vier im Roten Kreis um.


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