(USA 1983)
Manche Filme kennt man nur von der Bühne, obwohl manche Rolleninterpretation stilbildend war.
Fast jeder kennt Pirates of the Carabian mit Captain Jack Sparrow in der filmischen Umsetzung einer Disneylandattraktion, doch kaum jemand weiß, wovon sich Regisseur Gore Verbinski und Darsteller Johnny Depp eigentlich haben inspirieren lassen. Im viktorianischen London gab es einen juristisch gebildeten Satiriker der zusammen mit einem Komponisten die offenbachsche Operette für die Londoner Bühne adaptierten. Darin waren sie so erfolgreich, dass bereits ihr zweites Werk auch den Broadway eroberte, ohne dass sie an den Gewinnen beteiligt wurden. Die Werke des Teams Gibert und Sullivan sind auch heute noch gefragte Bühnenwerke[1], wie eine Produktion am Staatstheater Nürnberg gerade zeigt, und so ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass auch am Broadway hin und wieder eine Neuproduktion über die Bühne geht. Dies geschah auch 1981 in einer zeitgenössisch instrumentierten Version[2] die so ein Erfolg war, dass sie gleich für das Kino übernommen werden musste[3]. Prinzipiell war das eine sehr gute Idee, doch das Studio schielte auch auf das Fernsehen und versuchte es gleichzeitig mit dem geplanten Kinostart den Film als Attraktion ins Programm eines neuen amerikanischen Kabelfernsehen unterzubringen. Um nun die Macht der Kinos zu demonstrieren, stornierten fast alle Kinos ihre Buchungen und der Film hatte trotz exzellenter Besetzung (Kevin Kline[4] als Pirate King und Angela Landsbury[5] als Ruth (die Anstandsdame der Piraten) nur schwache finanzielle Ergebnisse an der Kinokasse, er lief nur in knapp 90 Theatern, und hatte nur in einem einzigen davon eine Laufzeit von über einem Monat.
Erst auf Video kann man den Schauspielern bei ihrer Freude an der Produktion zusehen, wenn sich die Polizisten in der Art der Keystonecops zu ihrem vernichtend scheiternden Schlag gegen die gar so bösen unverheirateten (aber standesgemäßen) Piraten versammeln, vergisst man gerne, dass zwei der Töchter nicht selbst singen und eine Nummer eigentlich aus Ruddigore stammt.
[1] Topsy-Turvy schildert die Produktionsgeschichte eines anderen ihrer Werke.
[2] Ist billiger, und wenn der musikalische Leiter etwas von seinem Handwerk versteht, kann eine Tanzkapelle ein Operettenorchester ersetzten.
[3] Auch nichts neues, das hatte man 1929 bereits mit Rio Rita gemacht.
[4] Er gewann 1981 den Tony für diese Rolle. Für den Film wäre John Travolta die zweite Wahl gewesen
[5] Sie hatte eine lange Filmkarriere, auch in Musicals. Unter anderem eine Nummer in Till the Clouds Roll By
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