(USA 1935)
Was ist besser als ein Maurice Chevalier? Zwei Maurice Chevaliers, oder zumindest Maurice Chevalier in einer Doppelrolle. Mit diesem Film verabschiedete er sich erst einmal von Hollywood und ging in seine Heimat Frankreich zurück, wo ihn dann die deutsche Wehrmacht etwas länger von seinen amerikanischen Fans fernhalten sollte. Er wurde zwar nach der Befreiung Frankreichs vom Vorwurf der Kollaboration frei gesprochen, dennoch nahmen es im manche Übel, dass er zum Schutze von Freunden ein paar Auftritte in Deutschland nicht nur für Kriegsgefangene und Hilfswillige nicht vermeiden konnte. Dass er im frühem Kalten Krieg den Stockholmer Appell gegen Nuklearwaffen unterzeichnet hatte, machte ihn in Hollywood der MacCarthyära zur Persona non grata und es dauerte nocheinmal gut 10 Jahre nach seinem ersten großen Nachkriegserfolg auf der französischen Leinwand Schweigen ist Gold bis er wieder in einem US-Film auftreten konnte.
Aber hier in seinem letzten Vorkriegsfilm in Hollywood stießen auch Welten aufeinander, nicht nur im Plot, sondern auch bei der Produktion. Chevalier spielt eine Doppelrolle, einmal den Bühnenstar der Follies Bergère und einmal den Großbankier, der ihm so ähnlich sieht, dass er, der Bühnenstar, in jeden Abend auf der Bühne parodiert[1]. Diese Ähnlichkeit machen sich Berater des Bankiers zu nutze, diesem eine für ihn äußerst wichtige Geschäftsreise nach London zu ermöglichen, die absolut geheim bleiben muss, nicht mal seine Gattin (Merle Oberon) darf davon erfahren. Der Bankier und der Star akzeptieren, es gibt nur ein Problem, die Freundin und Bühnenpartnerin des Stars (Ann Sothern) ist äußerst temperamentvoll und wittert überall eine Untreue ihres Mannes. Es ist eine Komödie, natürlich gehen die Pläne auf und am Ende sind die richtigen Paare wieder zusammen.
In Hollywood, da gab es allerdings Probleme. Einerseits wollte das Studio 20th Century Fox mit den den Filmen der anderen großen Filmrevueproduzierenden Studios mithalten, auf der anderen Seite wollte man den Markt für die Fans des Hauptdarstellers in Frankreich nicht links liegen lassen – 50 Million Frenchmen can't be wrong. In den große Revuenummern in Paris gerade an dem Theater, welches dem Film seinen Englischen Originaltitel Follies Bergère gegen hatte, war viel nackte Haut üblich – und auf nackte weibliche Haut reagierten die Zensoren allergisch und die Kleindarstellerinnen und Tänzerinnen in Hollywood wollten, so hieß es wenigstens offiziell[2], nicht ihre Karriere mit so etwas gefährden (Murder at the Vanities und Hips! Hips! Hooray! waren ja vor der erfolgreichen Aktion Saubere Leinwand von Sommer 1934 in die Kinos gekommen). Die Produktionsnummern, insbesondere die mit den Strohhüten, sind spektakulär – Dave Gould gewann für die Strohhüte sogar einen Oscar (Busby Berkeley zum Vergleich gewann nie einen – diese Oskarkategorie wurde schnell wieder eingestellt), waren aber aus Kostengründen in beiden Sprachfassungen identisch. Nur in der französischen Version L'homme des Folies Bergère, die bis auf den Hauptdarsteller mit völlig anderen Schauspielern besetzt ist, kann man in einer Szene im Hintergrund realistisch bekleidete Revuetänzerinnen sehen.
20th Century Fox fand seine Nische im Musicalgeschäft erst etwas später, mit eigen Stars und das Rezept, dass es gefunden hatte, funktionierte den ganzen Zweiten Weltkrieg hindurch.
[1] Ein Thema, das das Studio gerne immer wieder aufgriff, man denke nur an On the Avenue, gute zwei Jahre später.
[2] Oder es wurde zumindest genügend sozialer Druck aufgebaut, dass sie es sagten.
Comments