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Streifzüge

Modesty Blaise

(UK 1966)

Manche Film passen so überhaupt nicht in das Œvre der Beteiligten. Gut, Joseph Losey hatte bereits einen Film für das Hammer-Studio gedreht, Sie sind verdammt, als er aus politischen Gründen nicht in den USA arbeiten wollte[1], doch seit seiner Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Harold Pinter war eine Comic-Verfilmung dann doch etwas ausgefallenes. Für den Darsteller Dirk Bogarde, der in den 1950ern ein Matineeidol des britischen Kinos war, bevor er sich als Star des europäischen Arthouse-Kinos etablierte, könnte man diesen Film als Rückfall in alte Zeiten sehen, doch zusammen mit der Hauptdarstellerin Monica Vitti[2] war es eine interessante Abwechslung. Zwischen Regisseur und dem Autor der Vorlage, Peter O'Donnell gab es heftige Konflikte über die prinzipielle Art der Umsetzung zwischen Bodenständigkeit und ironischer popkultureller Parodie auf die damals höchst populären Agentenfilme im Stile eines James Bond, wie Matt Helm in Leise Flüstern die Pistolen. Am Ende verlor der Autor und einige seiner roten Linien in Bezug auf Charaktergestaltung und -motivation wurden überschritten[3], aber gegen einen Harold Pinter darf man verlieren.

Die Handlung dreht sich um eine Ladung Diamanten, mit denen sich das englische Königreich einen Rabatt bei seinen Ölimporten aus einem kleinen Scheichtum im mittleren Osten erkauft, die möglichst unauffällig und sicher von London dorthin transportiert werden müssen. Um einen Dieb zu fangen braucht es einen Dieb, und der Dieb, den London mit dieser Aufgabe betraut ist die Adoptivtochter des Empfängers (Clive Revill), Modesty Blaise (Monica Vitti), und natürlich, wie jedes schöne Geheimnis, bleibt es nicht lange geheim, denn der Erzverbrecher Gabriel (Dirk Bogarde) hat natürlich von der Sache Wind bekommen und Versucht die Diamanten in seinen Besitz zu bekommen. Wie es sich für einen typischen Agententhriller gehört, haben beide Seiten ihre Verbündeten, die sie nicht im Stiche lassen, sei es im Gefängnis auf der Privatinsel des Schurken, Willie Garvin (Terence Stamp), sei es der schottische Buchhalter (Clive Revill [4]), der dem in der Sonne röstendem Gabriel zum Ende noch unauffällig auffällig die passenden Getränke bringt. Wer während des Filmes wen weswegen umbringt ist nicht so wichtig, wichtig ist einzig das Gefühl, das dieser Film herüber bringt. Der Film macht zwar Spaß, aber bei den Kritikern stieß er dann doch auf Ablehnung, den einen war er zu weit von der Vorlage entfernt, den anderen zu nahe. Er lief zwar 1966 im Wettbewerb in Cannes um die Goldene Palme, verlor dann aber doch gegen Ein Mann und eine Frau und Aber meine Herren. Erst gute drei Jahrzehnte später versuchte sich jemand an einem ähnlichen Konzept und scheiterte wiederum an der Kinokasse mit Tank Girl.

[1] Den Vertrag hatte er bereits zu Hochzeiten des HUAC unterschrieben, aber das Projekt verschob sich mehrfach aus den unterschiedlichsten Gründen.

[2] Hier bereits mehrfach in den Antonioniklassikern der frühen 60er wie Die mit der Liebe spielen, Die Nacht, Liebe 1962 und Die Rote Wüste besprochen.

[3] Allerdings wankte er nicht geschlagen aus dem Studio aber das alte Hollywoodgesetz aus den ersten Minuten von In der Hölle ist der Teufel los hatte sich wieder durchgesetzt.

[4] Ja, der gute spielt zwei verschiedene Charaktäre.


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