(USA 1987)
engl. Heart - das Herz. nicht nur das Organ sondern auch Bild, genauso wie im Deutschen
engl. Angel - der Engel
Ein Film mit Mickey Rourke und Robert de Niro, über einen Menschen, der glaubte, er könne den Teufel betrügen. Eigentlich jeder hat von diesem Film gehört, auch wenn er ihn selbst gar nicht gesehen hat. Bei seiner ersten cineastischen Auswertung in den USA gab es, wie bei so einem Film eigentlich gar nicht anders zu erwarten, Probleme mit der Zensur, die aber in Westeuropa eher mit Kopfschütteln kommentiert wurden und auch in zensurfreundlichen Regionen wie den britischen Inseln und der Bundesrepublik Deutschland rückgängig gemacht wurden. Und das Problem im Vereinigten Königreich war nicht wie in den USA der Sex zwischen Menschen, sondern das Opfern eines Huhns – Die Weiße Göttin der Kannibalen samt der sogenannten "Video Nasties" lassen grüßen.
Die Handlung des Filmes ist schnell erzählt, der New Yorker Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke) bekommt von dem mysteriösen Louis Cyphre (Robert De Niro) den gut bezahlten Auftrag, den Crooner Harry Liebling ausfindig zu machen, der habe sich vor über einem Jahrzehnt mit einem nicht genauer beschriebenen Gegenstand aus Cyphres Besitz abgesetzt. Beim Nachspüren verschiedener Kontakte dieses Sängers, stolpert Angel auf seinem Weg nach New Orleans aber regelmäßig über Leichen, bis ihm klar wird, dass er selbst für die Todesfälle die Verantwortung trägt. Im Grunde ist das die gleiche Geschichte, wie in Orson Welles Mister Arkadin, und wie bei Welles haben wir in diesem Film von Alan Parker[1] auch phantastische Schauspieler.
Doch der Schlüssel zum Film (und auch zur Vorlage) liegt an einer völlig anderen Stelle so offen da, dass er bislang eigentlich von den meisten übersehen worden ist.
Achtung Spoiler!
Ein Privatdetektiv, der früher einmal ein erfolgreicher Sänger war, so etwas hat es in Hollywood schon gegeben, und der ging tatsächlich einen Teufelspakt ein, den er nicht überleben sollte. Der erste Philip Marlowe, der auf der großen Leinwand ermittelte war nicht Humphrey Borgard in Der Große Schlaf, sondern Dick Powell in Mord, Mein Liebling. Und Dick Powell war in den 1930ern eher für seine Auftritte in Musicals des Warner Brothers Studio wie 42nd Street, Footlight Parade, den Gold Digger of 1933, Wonderbar oder auch Hollywood Hotel berühmt geworden, bevor er in den 1940ern das Studio und sein Repertoire wechselte, man denke nur an Es geschah morgen. In den 1950ern wechselte er dann hinter die Kamera und führte Regie, unter anderem eben auch bei Der Eroberer mit John Wayne, wo die Außenaufnahmen, die in der mongolischen Steppe spielen sollten, direkt auf der windabgewandten Seite eines Atombombentestgeländes gedreht wurden, was John Wayne im Endergebnis einen Lungenflügel kosten sollte und Dick Powell erlag, wie einige andere Beteiligte an diesem Film, dem Krebs[2]. Ob diese Ähnlichkeit vom Autor der Vorlage William Hjortsberg beabsichtigt war, oder nur ein ein unterbewusstes Stolpern über eine Tatsache, was sich als Kristallaktionspunkt für eine Handlungsidee in entwickelte, kann nach dem Ableben von Regisseur und Autor nicht mehr festgestellt werden. Dick Powell hat sich nicht selbst verloren und nicht seine alten Kollegen wie Ruby Keeler, Busby Berkeley, oder Ned Sparks[3] umgebracht. Heutzutage muss man ja darauf achten, was einem unterstellt werden könnte, gerade beim Aufstellen von Theorien.
Auch dieser Film kann nur in New Orleans spielen, genauso wie Katzenmenschen. Nur hier ist die Kombination von Voodoo und Blues möglich, und auf dieser anderen Realitätsebene kann so problemlos unsere normale westliche Rationalität zerbrochen werden. Weite Räume, der Strand von Coney Island, der für den normalen New Yorker auch immer eine Fluch aus den Straßenschluchten der Metropole sind, verengen sich zu den kleinen Zimmern von billigen Absteigen oder auch alten bürgerlichen Wohnungen in New Orleans, die schwüle Hitze des nahen Meeres bleibt überall die gleiche, an die uns die Ventilatoren erinnern, die versuchen die Luft in Bewegung zu halten, was aber die Tode nicht verhindern kann. Die Höllenfahrt des Protagonisten kann so nicht verhindert werden, aber es braucht den ganzen Film, bis er erkennt, wer er wirklich war und warum er dieses Schicksal wirklich verdient hat. Alan Parker hat Louis Malle am Ende wörtlich genommen. Robert de Niro wäre Parkers erste Wahl für den Privatdetektiv gewesen, doch der fand die Rolle des Auftraggebers persönlich für interessanter, so dass diese mit Mickey Rourke besetzt wurde, der die Rolle des dem Publikum sympathischen, stereotypen einzelgängerischen Privatdetektiv aber genauso gut ausfüllte. Aus einer nicht völlig unerwarteten Ecke kam dann aber doch eine klassische Kritik an einem Besetzungsdetail, das letzte Opfer der Mordserie, wurde von Lisa Bonet gespielt, die bis dahin dem US-Publikum als Tochter aus der Bill Cosby Show bekannt war. „Was macht das weiße Hollywood mit einer Schwarzen – es gibt ihr Voodoo und Sex.“ hieß es da von dem bekanntesten schwarzen TV-Star. Gut, eines der früheren Mordopfer war Charlotte Rampling, und Mickey Rourke durfte auch eine Sexszene mit Elisbeth Whitcraft haben, die Parker auch schon in Birdy besetzt hatte.
[1] Weitere bekannte Filme Bugsy Malone, Birdy und Evita.
[2] Zumindest 96 von 220 Beteiligten erkrankten an Krebs, 46 starben daran, darunter auch Susan Hayward und Pedro Armendáritz.
[3] Wenn einem der heute sogar in den Peanuts in der SZ begegnet.
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