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  • Streifzüge

Toll trieben es die alten Römer

(USA 1966)

Bisweilen springt ein sehr alter Stoff quicklebendig auf die Bühne und von da modisch hip auf die Leinwand. Plautus schrieb seinen Miles Gloriosus etwas 190 vor Christus und Steven Sondheim adaptierte ihn gute 2150 Jahre später für den Broadway und Richard Lester brachte 3 Jahre später auf die Leinwand, nachdem er sich mit den beiden Beatlesfilmen A Hard Days Night and Help! Einen Namen gemacht hatte. Ursprünglich schrieb Sondheim das Musical für den Broadwaystar Phil Silvers[1], der dann aber durch Zero Mostel[2] in der Hauptrolle des Pseudolus ersetzt und als einer der Hauptgegenspieler, dem Eigentümer des weiblichen Teils des unglücklichen Liebespaares, abgefunden wurde. Ganz in der Tradition des klassischen Starmusical wie Whopee! steht hier der Sidekick zum traditionellen Liebespaar im Zentrum der Handlung, eigentlich für einen Komiker die traditionelle Position, auch Plautus dürfte sich, wie es sich uns aus den antiken Quellen darstellt, solche Rollen selbst auf den Leib geschrieben haben[3], die auch in der Comedia del Arte weiter leben.

Der Sklave Pseudolus (Zero Mostel) hat ein gutes Leben, seines Herren Senex (Michael Hordern) Sohn Hero (Michael Crawford) hat sich in die junge Sklavin Philia (Annette Andre) verliebt, die Senex' Nachbar Marcus Lycus (Phil Silvers) gerne als hochwertige Sexarbeiterin verkaufen möchte. Pseudolus sieht in dieser Situation eine Chance für sich selbst soviel Geld zu machen, dass er sich selbst aus der Sklaverei freikaufen kann, doch leider kommen ihm da noch ein paar Tatsachen in die Quere, mit denen er auf die Schnelle nicht gerechnet hat.

Old situations, New complications, Nothing portentous or polite; Tragedy tomorrow, Comedy tonight!


Deswegen ist klar, wie das Stück ausgehen muss, es ist ja kein Strindberg und mit einer definitiv nicht politisch korrekten Charakterliste in einer antiken Welt mit entsprechenden Werten wäre es ein leichtes heute Gründe dafür zu finden, warum man es nicht mehr auf die Bühne oder die Leinwand bringen dürfte[4], aber zum Glück sind die Berufsbetroffenen gerade mit anderen Dingen beschäftigt. So kann man den Schauspielern bei ihrer Arbeit zusehen, bis dann am Ende doch der alte Erronius, Buster Keaton in seiner letzten Rolle dann doch als Deus ex machina für ein glückliches Ende sorgt. Steven Sondheim war Assistent von Leonard Bernstein bei dessen Westside Story (und später noch bei Candide, wie man da hören kann) und so ist es bedauerlich, das wie in Filmadaptionen üblich doch ein paar seiner Nummern unter den Tisch fallen. Für das Bild sorgte der Kameramann Nicolas Roeg, für die Kostüme und das Setdesign wie auch am Broadway Tony Walton, der damalige Ehemann von Julie Andrews.

[1] Am bekanntesten als Sidekick in dem Gene-Kelly-Rita-Hayworth-Film Es tanzt die Göttin.

[2] Mel Brooks widmete ihm seine persönliche Abrechnung mit dem NS-Wahnsinn Frühling für Hitler 1967, für sein (auch verfilmtes) Musicalremake übernahm dann Nathan Lane dessen Rolle, der auch in der 1996er Wiederaufnahme am Broadway die Hauptrolle übernahm.

[3] Titus Maccius Plautus war als Schauspieler als „Maccius“ bekannt, ein Stockcharakter der Komödie, den man am besten als Plattfuß oder Schlappohr übersetzt.

[4] Ich habe es 1997 am Broadway gesehen mit Whoope Goldberg als Pseudolus – Take That Twittercrowd.


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