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Streifzüge

... und dann kam der Orkan

(USA 1937)

Eigentlich ist dieser Film nur eine einfache Goldwyn Großproduktion wie Stürmische Höhen, aber kleiner als Whoopee! oder Roman Scandals, die eine Naturkatastrophe wie San Francisco in den Mittelpunkt stellen sollte. Regisseur John Ford war damals ein wohl angesehener Mann, der aber trotz vieler guter erfolgreiche Filme noch nicht den Namen hatte, als er den Western mit Ringo auf ein völlig anderes Niveau heben sollte.

Die Südsee mit ihrer Fläche, die ungefähr 30 % der Erdoberfläche ausmacht war schon immer für den Europäer ein Faszinosum und Projektionsfläche für Freiheitsträume, und genau die stoßen in dieser rousseauschen Traumwelt aufeinander. Der Erste Maat eines Schoners, Terangi (Jon Hall) verletzt auf Tahiti bei einer Schlägerei einen Rassisten und wird zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt, weil seine Gesuche, die Haft auf seiner Heimatinsel abzusitzen abgelehnt werden, versucht er zu fliehen und die Gefängnisstrafe erhöht sich auf 16 Jahre. Nach 8 Jahren kann er fliehen und er versteckt sich mit seiner Frau Marama mit Wissen seines Stammes auf einer verbotenen Insel. Als der Gouverneur des Archipels (Raymond Massey) die Insel besucht, bricht ein Jahrhunderttaifun los, viele Menschen ertrinken und Terangis Versteck wird völlig verwüstet. Am Ende entkommt Terengi mit seiner Familie in einem Kanu, da des Gouverneurs Gattin (Mary Astor) ihren Mann überzeugen kann, dass der Fleck am Horizont nur Treibholz ist.

Jon Hall kam mehr durch Zufall an die Hauptrolle, eigentlich wollte der Produzent Samuel Goldwyn den Schauspieler Joel McCrea dafür haben, doch der meinte, er sehe nicht polynesisch Genug aus, und nach einher Zeit des Nachdenkens gab ihm dann auch Goldwyn recht.

Aber nicht nur die Spezialeffekte machen den Film interessant, sondern ein kleines Detail am Rande. Filme, die vor Ort gedreht werden, brauchen natürlich auch entsprechende Ausstattung, und das hieß hier Schiffe. Die Segelyacht Lanikai, die man in diesem Film sehen kann, hat eine bewegte Geschichte, denn sie wurde zweimal von der US Navy erworben. Das erste mal 1917, als die wegen ihrem deutschem Besitzer bei Kriegseintritt der USA als feindlicher Besitz, die Oligarchenyachten von 2022 lassen grüßen, das zweite Mal, im Dezember 1941. In den Philippinen standen die USA gegenüber Japan auf einer extrem schwachen Position, da brauchte man jedes Schiff, und auch eine unbewaffnete Segelyacht kann als Patrouillen- und Kurierboot sich noch nützlich machen. Als sich im Sommer und Herbst 1941 die politische Lage zwischen den beiden Großmächten am Pazifik so verschlechterte, dass ein Krieg als unvermeidlich schien, wollte man in Washington, dass Japan den ersten Schuss auf US Einheiten abfeuere. Man nahm zu Recht an, dass ein Schiffskonvoi japanische Landungstruppen Richtung niederländisch Indien (das heutige Indonesien) bringen sollte[1], den man nun genauer beobachten wollte. Auch in internationalen Gewässern sollten Kriegsschiffe von Formationen anderer Kriegsschiffe einen gewissen Abstand halten und nicht versuchen in einen Konvoi einzudringen. So etwas zu versuchen, konnte von der anderen Seite durchaus auch als versuchter Angriff interpretiert werden und genau so etwas versuchte man seitens der US Navy zu provozieren. Dazu wurde die Lanikai mit einer militärischen Besatzung versehen und sollte am Morgen des 8. Dezember (Ortszeit[2]) den Hafen von Manila verlassen. Doch Japan war schneller, am Morgen des 8. Dezember (Ortszeit) empfing man in Tokio das Tora! Tora! Tora! der japanischen Bomber über Pearl Harbor. Der Einsatz der Lanikai wurde daraufhin gestrichen, das Schiff gehörte zu den wenigen Einheiten der US Asiatic Fleet, das das Ende des ABDA Kommandos[3] und den Krieg überlebte. Dafür sank es vor Manila 1947 in einem Hurrikan.


[1] Der Konvoi, der in Tora! Tora! Tora! für die Besorgnis in Washington sorgt.

[2] Die Datumsgrenze geht durch Midway, in Hawaii, Washington, London und Berlin und war es der 7. Dezember.

[3] American Britisch Dutch Australian Command – ein militärisches Defensivbündnis gegen das japanische Kaiserreich als den örtlichen Partner der Achse Berlin-Rom-Tokio. Dessen Flotte wurde im Februar und März 1942 in mehreren Schlachten vernichtend geschlagen, nachdem ihr Rückgrat den Kriegseintritt nur um wenige Tage überlebt hat.


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