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  • Streifzüge

Aria

(UK 1987)

Zehn Regisseure drehen einen Spielfilm. So kann man es auch ausdrücken und verfehlt den Inhalt dieses Filmes völlig. Es geht nicht um eine Handlung, an der sich 10 grundverschiedene Menschen versuchen, es sind zehn einzelne Kurzfilme, die von einem Gedanken zusammengehalten werden – der Oper. Jeder dieser Kurzfilme nimmt sich eine Opernszene vor und verwendet diese als Basis für seinen Beitrag zu diesem Film. Das reicht von einer Variation des Königsmords aus Verdis Maskenball, hier über lebt der König, nicht aber der Attentäter bei Nicolas Roeg [1] über eine Mediation über eine Barockoper Lulys (Armide) in einem Fitnessstudio mit Bodybuildern und halbnackten Putzfrauen von Jean-Luc Godard [2], einen Blick auf ein Barockes Opernpublikum in einer damaligen Nervenheilanstalt von Robert Altman [3], die ein klein wenig an Jabberwocky erinnert, direkten Version von berühmten Opernarien im Videoclip Stil, wie Korngolds Glück das mir verblieb von Bruce Bereford [4] und Nessun Dorma aus Turandot, wie es Ken Russell [5] auch interpretierbar scheint, zu selbstreflektiven Einsichten über die Oper, den Sänger, die Zeit und das Medium der Aufzeichnung.

Wie bei solchen Kompilationsfilmen üblich, schwankt die Qualität der einzelnen Abschnitte gewaltig, entsprechend waren auch die Kritikermeinungen zum Gesamtprodukt geteilt. Alle Segmente arbeiten auf der Tonspur mit existierenden Aufnahmen, man hört Sänger wie Jussi Björling, Leontyne Price, und Enrico Caruso, sowie Orchester unter Erich Leinsdorf und John Elliot Gardener, nur um ein paar zu nennen. Die Schauspieler reichen von britischen Stars wie John Hurt und Theresa Russell zu damaligen Debütanten wie Elizabeth Hurley und Bridget Fonda.

In Erinnerung bleibt vor allem der Liebestod aus Tristan und Isolde, den Franc Roddam nach Las Vegas verlegt hat, indem ein junges Paar (Bridget Fonda und James Mathers) den Sunset Strip herunter fährt um dann in einer billigen Absteige gemeinsam Selbstmord zu begehen, Altmans Blick in das Publikum, dem eine Rameau-Oper vorgesetzt wird, was aber so irgendwie gar nichts damit anfangen kann, Godards Fitnesscenter, wo sich das Publikum die nächste Viertelstunde fragt, was er uns genau mit der Gegenüberstellung von Bodybuildern und spärlich bekleideten jungen Putzfrauen, die trotz blitzendem Busen von den Testosteron geladenen Muskelpaketen völlig ignoriert werden – gesungenes Französisch ist schwer zu verstehen, doch in Armide geht es um eine arabische Zauberin, die sich in einen christlichen Kreuzritter verliebt, Liebestränke und Mordgelüste, Untertitel würden manchmal helfen, ein Klavierauszug auch, und der optische Wahnsinn einer subjektiven Wahrnehmung einer Operation nach einem Verkehrsunfall von Ken Russell zu der Musik von Puccini.


[1] Bekannte Filme sind Walkabout, Wenn die Gondeln Trauer tragen und Performance.

[3] Bekannte Filme M*A*S*H, Der Lange Abschied, Nashville und Gosford Park.

[4] Bekannt für sein Driving Miss Dasy und seine beiden Barry McKenzie Filme.

[5]Bekannte Filme: Die Teufel, Salomes Letzter Tanz, Der Höllentripp und Lisztomania und Gothic.


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