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  • Streifzüge

Torbedoboote vor Bataan

Aktualisiert: 8. Dez. 2021

(USA 1945)

Während eines Krieges erzählen sich Soldaten untereinander Geschichten, darüber, was ihnen widerfahren ist, oder was sie glauben vollbracht zu haben und manchmal höhren ihnen Mensch zu, die eigentlich nicht viel mit diesen Dingen zu tun haben. Häufig wird daraus eine Zeitungsmeldung, die so nichjt mehr viel mit den tatsächlichen Ereignissen zu tun hat, das ist dann übliche Propaganda und ganz selten wird daraus ein Kunstwerk. In diesem Falle wartete der Regisseur John Ford auf den Insel Midway auf das Eintreffen der japanischen Flotte, die die amerikanische Flotte in einer großen Seeschlacht vernichten sollte. Es kam ein wenig überraschen Anders, die japanischen Flugzeugträger wurden versenkt, John Ford leicht verwundet und die einzigen Marineeinheiten, die auf der Insel stationiert waren und tatsächlich ausliefen, waren ein paar Torpedoboote. Einer der Kommandanten dieser Torpedoboote hatte noch ein paar Wochen zuvor einen verzweifelten Rückzugkampf in den Gewässern um die Philippinen geführt, wo eine der schillerndsten Gestalten des 2. Weltkrieges seine erste und vorletzte große Niederlage einstecken musste[1]. Dass die Philippinen im Falle eines japanischen Angriffs nicht sonderlich lange zu halten waren, war in Washington seit den 1920ern ein offenes Geheimnis, was überraschte war die Geschwindigkeit in der Japan diese Inseln und ihr Umfeld unter seine Kontrolle brachte. Nominell war eine kleine Flotte relativ alter Schiffe dort stationiert, aber wenn binnen Tagen das Rückgrat der dortigen alliierten Flotte versenkt wird und die gesamte amerikanische Pazifikflotte im Hafen von Pearl Harbor ausgeschaltet wird, bleibt nicht mehr viel übrig, was man einem nun auch numerisch überlegenen Gegner in den Weg werfen kann. Torpedoboote sind im Gegensatz zu Zerstören wirklich schnell zu ersetzten. Im Original heißt dieser Film eingedenk dieser bitteren Wahrheit auch They were Expendable – Sie waren ersetzbar. Mit fünf Mann Besatzung, einer Bewaffnung von zwei Torpedorohren, einem Flakgeschütz und ein paar Maschinengewehren waren es Seefahrzeuge, die man guten Gewissens nur in Küstennähe einsetzen konnte[2].

Entsprechend niedrig war ihr Ansehen in der US Navy, aber während des Krieges sollte sich das dann relativ schnell ändern.

Leutnant Brickley (Robert Montgommery) und Leutnant Ryan (John Wayne) werden im Spätherbst 1941 mit ihrem Torpedobootgeschawader auf die Philippinen versetzt und bekommen dort deutlich die Verachtung zu spüren, die ihrer Waffengattung von den größeren Einheiten entgegen schlägt. Doch als dann am 7. Dezember 1941 auch für sie der Krieg anfängt, und die größeren Einheiten vor Ort keine wirkliche Gefahr für die japanische Flotte, die eine Invasionsstreitmacht deckt, darstellt, Luftangriffe[3] die eigene Operationsbasis ausschalten, müssen auch die kleinen, ach so lächerlichen, Torpedoboote in den Einsatz gegen japanische Kreuzer mit mehreren 1000 Tonnen gehen, und oh Wunder, ganz so falsch lagen die französischen Marinetheoretiker der 1880er dann doch nicht – Brickley und Ryans Boote versenken einen Kreuzer[4]. Dieser Erfolg und eine Drohung gegen einen anderen jungen Offizier, seiner Besatzung zu erzählen, wer denn vor ein paar Jahren auf der Bühne der Marineakademie die weibliche Hauptrolle gespielt hat, sorgt für die Freigabe letzter Waffenbestände. Ein verletzter Ryan verliebt sich im Lazarett in die Krankenschwester Leutnant Davyss (Donna Reed), während die japanische Armee immer weiter vorrückt. Defekte Boote müssen zurückgelassen werden, die Besatzungen landen bei der Infanterie, schließlich muss auch General Douglas MacArthur[5] evakuiert werden. Als nur noch zwei Boote des Geschwaders einsatzbereit sind, werden Brickley und Ryan zur Ausbildung neuer Besatzungen nach Australien abgerufen. Sie erhalten die letzten beiden freien Plätze im letzten Evakuierungsflug.


Dem Publikum war damals klar, was das für die Zurückbleibenden bedeutet, die Gefangenenlager auf den Philippinen wurden erst 1944 befreit, der Bataaner Todesmarsch der Kriegsgefangenen GIs war bereits während des Krieges kein Geheimnis mehr.

Dieser Film ist ein John Ford Film, aber die Regie teilte er sich hier aus gesundheitlichen Gründen mit Robert Montgommery, der selbst später für MGM eigene Filme wie Die Tote im See drehen sollte. John Wayne, der die zweite Hauptrolle neben Montgommery spielte, ist auch hier der typische Soldat, den er während des Krieges so regelmäßig gespielt hat, dass sich niemand gefragt hat, warum er nicht auch wie Clark Gable, Glenn Ford und James Stewart oder Ronald Reagan irgendwo an der Waffe dient, obwohl die militärischen Ränge der Beteiligten an diesem Film in den Credits durchaus angegeben worden waren. Ob er mit Baumaschinen (Alarm im Pazifik) oder mit Worten um sich wirft (Zwei Schlagen zurück), immer geht es gegen den antiamerikanischen Freiheitsfeind, etwas, was seinem Wesen anscheinen nahe lag, wenn man an spätere Aussagen zu politischen Themen denkt.

[1] Präsident Truman bezeichnete ihn später während des Koreakriegs leicht ironisch als den Stellvertreter Gottes. Seine zweite Niederlage erlitt er kurz darauf im amerikanischen Kongress, worauf mehre Menschen in Washington ernsthaft mit einem Staatsstreich ala General Boulanger rechneten, was sich in den 1960ern auch in Hollywoodfilmen niederschlug.

[2] PT 109 nimmt sich auch eines dieser Boote an, in dieser Besprechung findet sich auch eine ausführlichere Beschreibung der operativen Einsatzmöglichkeiten dieser Seefahrzeuge.

[3] Unternehmen Petticoat beginnt genau an diesem Zeitpunkt mit seiner ersten Feindfahrt.

[4] Auch wenn sich nach 1945 herausstellen sollte, dass dieser in der Presse gefeierte Versenkungserfolg eine Zeitungsente nach einem etwas optimistischen Einsatzbericht eines Torpedobootkommandanten war – der Minenleger Yaeyama nur beschädigt. Es war die Idee der jeune ecole, dass man sich eine Schlachtflotte sparen könne, da Schwärme von Torpedobooten diese jederzeit ein Schlachtschiff billig versenken könne. Sie lagen erwiesener Maßen falsch.

[5] Von ihm stammen zwei bekannte Aussprüche, „I'll shall return“, bei seiner Evakuierung von den Philipinen, erfüllt im Herbst 1944 und sein „Old Soldiers never die, they just fade away“ als er dann 1951 vom US-Präsidenten Harry Truman entlassen worden war. Man sieht, wo das „I'll be back“ von Schwarzeneggers Terminator eigentlich herkommt. Für die GIs, die 1942 auf den Philipinen in japanische Kriegsgefangenschaft gerieten war er nur bug-out-MacArthur. Admiral Nimitz wäre es bisweilen ganz lieb gewesen, er hätte sich nicht in den Seekrieg eingemischt, Australien war hingegen froh seinetwegen nicht in Reichweite regelmäßiger japanischer Militäroperationen gelegen zusein.




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